Unsere Schule.

Streitschlichter

“Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte!”

Hennefer Gesamtschüler sind da ganz anderer Meinung. “Das glauben sie doch wohl selbst nicht, dass sich da viele melden!” war die erste Reaktion eines Schülers, als er von der Lehrerin Christa Becktepe erfuhr, dass Schülerinnen und Schüler des 8. Jahrgangs befragt werden, ob sie sich in ihrer Freizeit zu “Streitschlichtern” ausbilden lassen wollen. Weit gefehlt! 45 Schülerinnen und Schüler zeigten selbstbewusstes Interesse und machten dies in ihren schriftlichen Bewerbungen deutlich:

“Ich bin davon überzeugt, dass ich für die Streitschlichtung genau die Richtige bin.”

“Weil ich später in meinem Traumberuf etwas mit Kindern zu tun haben will, möchte ich unbedingt Streitschlichterin werden, denn die Erfahrungen kann ich dafür gut gebrauchen.”

“Ich möchte gerne Streitschlichterin werden und dabei helfen, dass Streitereien besser gelöst werden.”

“Ich möchte in der AG lernen, wie ich selbst besser mit Konflikten umgehen kann.”

“Die Ausbildung kann ich bestimmt gut gebrauchen, denn ich habe selbst viel Erfahrung mit Streitereien.”

Mit solch einer überwältigenden Resonanz haben selbst die Beratungslehrer/innen nicht gerechnet. Die Schülerin Sarah B. berichtet, welche Gedanken und Gefühlen sie bewegten, als sie sich dazu entschloss, Streitschlichterin zu werden:

“Wieso ausgerechnet nach Schulschluss? Soll ich mich jeden Freitag, wenn alle anderen Schluss haben, noch zwei Stunden freiwillig quälen? Andererseits, die Ausbildung klingt ja sehr interessant. Eigentlich finde ich es ja gut, wenn es so etwas in unserer Schule gibt. Die Beratungslehrer sagen aber, dass ich es mir gut überlegen soll, ob ich die Ausbildung ein Jahr durchhalten und viel Freizeit investieren will. Ausserdem soll ich darüber nachdenken, ob ich mich selbst für geeignet halte und bereit bin, in der Ausbildung Geduld zu haben, mich aktiv zu beteiligen und eine gute Zuhörerin zu sein. Es wird mir nicht leicht fallen, so viel ist sicher, dafür rede ich selbst viel zu gerne. Ich kann mir auch gut vorstellen, wie schwer es sein wird, als Streitschlichterin neutral zu bleiben, wenn ich zwei Streithähnen helfen will, sich zu vertragen. Vom Gefühl her finde ich die Aufgabe ja sehr reizvoll. Ob die Beratungslehrer mich auch für geeignet halten? Sie haben gesagt, dass wir keine außergewöhnlichen Qualifikationen besitzen müssen. Das Wichtigste sei eben eine positive Einstellung zu der Sache und der Wille, eine gute Streitschlichterin zu werden. Alles weitere kann man lernen. Also, ich mach`s! Ich schreibe die Bewerbung! Hoffentlich nehmen die mich jetzt aber auch.”

Die erste Ausbildungsgruppe, da waren sich die Mediatoren einig, sollte aus maximal 21 Schüler/innen bestehen, weil sonst eine erfolgreiche und gute Ausbildung nicht zu leisten ist. Da die eigentliche Qualifikation als Streitschlichter/in erst nach der erfolgten Ausbildung und in der Tätigkeit selbst deutlich wird, lehnten die Beratungslehrer/innen es ab, eine Vorauswahl zu treffen. Deshalb musste leider das Los entscheiden. Jede/r der Bewerber/innen wurde im persönlichen Gespräch intensiv von den Mediatoren beraten und über die Auswahlkriterien informiert. Die Schüler/innen zeigten dafür Verständnis. Alle waren darauf vorbereitet, evtl. nicht zur ersten Ausbildungsgruppe zu gehören. Trotzdem hielten 35 Schülerinnen und Schüler ihre Bewerbung aufrecht.

Bravo! Da sage noch einer, die heutige Schülergeneration zeige kein Engagement.

Schülerin Sarah B.:
“Als ich dann das Ergebnis sah, das am SV-Brett ausgehängt wurde, war ich sehr froh. Ich gehörte zur Ausbildungsgruppe. Mit einem persönlichen Brief wurde ich zum ersten Treffen eingeladen Natürlich war ich darauf richtig gespannt. Endlich war es soweit. Da wir alle aus verschiedenen Klassen kamen, machten wir uns erst einmal in einem Kennenlernspiel gegenseitig bekannt. Wir haben uns interviewt und dann hat jeder den anderen vorgestellt. Das hat uns viel Spaß gemacht. Alle sind echt nett und ich freue mich jetzt schon auf das nächste Treffen. Vor allem freue ich mich auf das gemeinsame Wochenende im November, wenn wir in die Jugendherberge nach Bad Honnef fahren. Ich glaube, wir werden eine echt starke Gruppe!”

Georg Dahlberg