Unterricht.

Projekttag "Opfer des Nationalsozialismus"

Jedes Jahr führen alle Jahrgänge der Gesamtschule einen Projekttag zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus durch. Anlass ist der 27.Januar 1945 an dem die Insassen des Konzentrationslagers Auschwitz befreit wurden. Die Gesamtschule schließt sich den vielfältigen Beiträgen an, die in dieser Zeit in ganz Deutschland geleistet werden, um dem Leitspruch Rechnung zu tragen: ‘Wehret den Anfängen!’

So besuchten zum Beispiel einige Klassen des Jahrgangs 7 das Haus der Landjuden an der Sieg in Windeck-Rosbach, die Klassen des Jahrgangs 5 erforschten anhand von Briefdokumenten und Hintergrundinformationen das Leben der jüdischen Familie Wolff in Hennef. Es fanden in der Umgebung Synagogenbesuche statt. Die Klasse 8C war thematisierte das Lebensschicksal des polnisch-jüdischen Kinderarztes und Leiters eines jüdischen Waisenheimes, Janusz Korczak, der die Kinder bei ihrem Gang in das Konzentrationslager Treblinka nicht allein ließ, sondern sie fürsorglich begleitete mit der Gewissheit, mit ihnen dort umzukommen. Hierzu sah die Klasse auch einen preisgekrönten Spielfilm (siehe Bericht unten).

Für die Jahrgangsstufe 10 wurde eine Informationsveranstaltung mit Diskussion zum Thema “Rechte Gewalt in unserer Gesellschaft“ durchgeführt. Hierzu wurden Vertreter von Medien und Politik eingeladen. Ein wichtiger Tag! Denn es gibt immer noch Menschen, die die Geschehnisse in der Zeit des Nationalsozialismus verdrängen oder sogar ganz leugnen. Lasst uns alle an diesem Tag – und darüber hinaus – zusammenarbeiten, auf dass eine bessere und gerechtere Welt entstehe.

Bericht der Schülerin Inga Röming, 8e

Ich berichte nun vom Projekttag der 8e. Diesmal haben wir über die Juden in Polen gesprochen. Es wurde ein kleiner Einstieg zum Thema gemacht, so dass allen wieder eingefallen ist, was wir in den letzten Jahren darüber gelernt haben. Danach haben wir einen Film angesehen, in dem es um einen gewissen Janusz Korczak ging. Dieser Herr Korczak war der Leiter eines jüdischen Waisenheims, da er Kinder über alles liebte. Er konnte nie verstehen, warum Kinder von Erwachsenen geschlagen wurden; daher beschützte er die Kinder, wo er nur konnte.

Er hatte auch immer Helfer an seiner Seite. Eine seiner Assistentinnen ist aus dem sicheren Israel zurück nach Polen gekommen, nur weil sie die Kinder nicht vergessen konnte und unbedingt wieder bei ihnen sein wollte. Nachdem den Juden so allerhand verboten wurde (z.B. durfte jeder die Geschäfte der Juden kaputt machen und sie konnten und durften sich nicht beschweren), wurden sie in den dreckigsten Teil der Stadt in ein Ghetto abgeschoben. Es starben tagtäglich Menschen, weil sie nichts zu essen hatten, und die Toten wurden auf die Straße gelegt, wo sie dann auch noch ein paar Tage liegen blieben; daher kam ein ekelhafter Geruch auf. Als nun Janusz Korczak mit seinem Waisenheim in das Ghetto abgeschoben wurde, wollte er noch einen Wagen mit Kartoffeln mitnehmen, der aber einfach beschlagnahmt wurde. Als er sich bei einem Soldaten beschweren wollte, wurde er verprügelt, aber nicht, weil er sich beschweren wollte. Nein, weil er nicht den Judenstern annähen wollte! Er ist verhaftet worden und zu einem Arzt geschickt worden, der ihm aber geholfen hat, so dass er schon nach kurzer Zeit wieder zurück zu den Kindern konnte. Das war aber nicht das einzige Mal, wo er kämpfen musste. Er wurde noch oft gefragt, ob er nicht noch mehr Kinder aufnehmen könnte, doch sein Heim war übervoll. Er nahm nur noch ein paar seltene Fälle an, wie zum Beispiel einen kleinen Jungen, der auf einem Markt einen Apfel klauen wollte. Doch dies wurde von einem Angehörigen der NSDAP bemerkt, der ihm eine gehörige Tracht Prügel verpassen wollt. Korczak konnte das Schlimmste verhindern, doch der Junge rannte weg. Korczak verfolgte ihn bis zu seiner Mutter, die sterbend auf einem Bett lag. Die Mutter erkannte Janusz und bat ihn, den Jungen mitzunehmen. Doch der Junge ging nur unter dem Vorbehalt mit, dass er seine Mutter jeden Tag besuchen durfte. Seine Mutter starb aber bald darauf…  Zwei der älteren Jungen aus dem Waisenhaus durften auf dem Markt arbeiten und Geld verdienen. Einer der Jungen war in eine „Arierin“ verliebt und besuchte sie heimlich, wurde aber zum Glück nicht erwischt.

Als der Krieg schon eine Weile andauerte, gingen so langsam die Vorräte aus und Korczak musste bei reicheren Juden um Spenden bitten, doch auch diese Vorräte waren irgendwann aufgebraucht und da musste Korczak in den Untergrund gehen, da er dort auch noch ein paar Leute kannte. Er bekam auch ziemlich viel von den Leuten, doch um ein Haar wurde er erschossen. Als auch dieses alles nicht mehr geholfen hat, ging er zum Vorsitzenden des Judenrates, doch diesem waren auch die Hände gebunden. Doch er versprach, dass die Kinder nur über seine Leiche aus dem Ghetto abtransportiert werden würden. Man hatte nämlich begonnen, die Juden in Konzentrationslagern zu „sammeln“. Doch eines Tages wurden die Kinder doch abgeholt, aber sie hatten keine Angst vor dem Tod, da Korczak ihnen gezeigt hatte, dass der Tod nichts Schlimmes ist. Er hatte sie Theaterstücke über den Tod spielen lassen, so dass sie quasi mit dem Tod vertraut waren. Als die Leute der NSDAP kamen, hatten sie nur 15 Minuten Zeit ihre Sachen zu packen. Den Kindern wurde erzählt, dass sie einen Ausflug machen würden. Korczak wurde angeboten, sich mit einem Schweizer Pass in Sicherheit zu bringen, doch er wollte auf keinen Fall die Kinder alleine lassen. Sie sind alle zusammen in einen Eisenbahnwagon friedlich eingestiegen.

Der Regisseur wollte aber den Film friedlich enden lassen: So koppelte sich der Wagon von dem restlichen Zug ab und die Kinder stiegen aus und verschwanden im Nebel. Im Anschluss an den Film haben wir ein Cluster über Janusz Korczak erstellt und unsere Meinungen über den Film ausgetauscht. Im Religions- und Gesellschaftslehreunterricht werden wir uns in der nächsten Zeit noch intensiver mit Korczak und der Situation der polnischen Juden während des zweiten Weltkriegs beschäftigen.